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Elsässerin ist „Auslandsdeutsche des Jahres 2023“

Manon Zinck-Dambach aus dem Elsass bekam 38% aller Stimmen

 

Von Anfang August bis Ende September 2023 konnten Deutschsprachige in aller Welt zum vierten Mal darüber abstimmen, wer „Auslandsdeutsche des Jahres“ werden soll. Vier deutschstämmige Frauen aus der Ukraine, Kanada, den USA und aus dem Elsass in Frankreich standen im Finale dieses Wettbewerbs, der mittlerweile der bedeutendste von und für Auslandsdeutsche sowie der größte für deutschsprachige Frauen weltweit ist. Ausschlaggebend bei der Wahl, die von der Internationalen Medienhilfe (IMH) organisiert und von der Stiftung Deutsche Sprache gefördert wurde, war erneut vor allem das Engagement der Teilnehmerinnen für die eigene Kultur.

Nun ist die Auszählung abgeschlossen und das Ergebnis steht fest: Siegerin ist Manon Zinck-Dambach aus Mommenheim in der Nähe der deutsch-französischen Grenze und unweit der elsässischen Hauptstadt Straßburg. Sie erhielt 38% der über 7.800 abgegebenen Stimmen aus aller Welt.

Manon Zinck-Dambach ist studierte Deutschlehrerin. Nachdem sie fünf Jahre lang an zweisprachigen Grundschulen im Elsass tätig war, hat sie sich seit 2022 ganz auf das private Unterrichten des Elsässer Dialektes spezialisiert. Um Kindern das Elsässische auf spielerische und lustige Art zu vermitteln bzw. das Interesse zu reaktivieren, nutzt sie zwei selbst gestaltete regionaltypische Figuren namens „Hafele und Storichele“. Demnächst soll ein zweisprachiges Kinderbuch von ihr mit den beiden bereits preisgekrönten Figuren erscheinen. In ihrer Freizeit engagiert sich Frau Zinck-Dambach zudem als Schauspielerin und Autorin bei einem deutschsprachigen Dialekt-Theater. Als Kind war Französisch für sie eine Fremdsprache, denn ihre Eltern, die seit Generationen in der Region leben und deutsche Vorfahren haben, redeten mit ihr zu Hause nur „Elsässerditsch“. Obwohl die über 1 Mio. deutschsprachigen Elsässer im Osten Frankreichs die größte deutsche Minderheit Europas sind, werden sie weder von der französischen noch von der deutschen Regierung als solche entsprechend anerkannt und gefördert. Bis heute hat die Pariser Zentralregierung die Europäische Minderheitencharta sowie die Europäische Charta der Regionalsprachen nicht wie andere EU-Staaten ratifiziert. Die Situation der Elsässer ist damit erheblich schlechter als die beispielsweise von deutschen Minderheiten in Rumänien oder Ungarn. Medien und Schulen, die komplett in Hochdeutsch berichten bzw. unterrichten, waren früher in der Grenzregion verboten und werden weiterhin erheblich behindert oder fast gänzlich verhindert. Gegen die vollzogene Eingliederung des Elsass in den vorwiegend französischsprachigen Riesenbezirk „Großer Osten“ wehrt man sich bis heute mit Demonstrationen.

 

Björn Akstinat, Leiter des Netzwerks der deutschsprachigen Auslandsmedien (IMH-Internationale Medienhilfe) und Ideengeber des Wettbewerbs:

„Eigentlich hätten alle Kandidatinnen den Titel verdient, weil jede eine hervorragende und vorbildliche Arbeit im Ausland leistet. Aber wie bei jeder Wahl bekommt eine Teilnehmerin etwas mehr Stimmen als die anderen.

Auch dieser vierte Durchlauf des Wettbewerbs war wieder ein voller Erfolg. Es sollen damit speziell die weiblichen Mitglieder der deutschen Gemeinschaften und Minderheiten rund um den Globus für ihre bisherigen Aktivitäten belohnt bzw. für eine Mithilfe in deutschen Vereinen, Medien und sonstigen Institutionen motiviert werden. In vielen deutschen Institutionen im Ausland sind Frauen noch unterrepräsentiert. Ziel des Wettbewerbs ist außerdem, in Deutschland stärker auf die großen kulturellen Leistungen und Traditionen der Auslandsdeutschen aufmerksam zu machen. Viele Bürger der Bundesrepublik wissen so gut wie nichts von den deutschen Minderheiten weltweit, da diese im Unterricht der Schulen und Hochschulen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen kaum thematisiert werden.

Die Elsässerin Manon ist für den Titel „Auslandsdeutsche des Jahres 2023″ besonders geeignet und hat eine positive Vorbildfunktion für das gesamte Elsass. Die Region gehörte einst zu den Kulturzentren des deutschen Sprachraums. In Straßburg erschien beispielsweise 1605 die erste deutschsprachige Zeitung, die zugleich die erste Zeitung der Welt war. Nach dem Krieg wurde die deutsche Kultur im Elsass systematisch unterdrückt. Erst seit einiger Zeit trauen sich die Elsässer wieder, ihre Mundart öffentlich zu benutzen. Doch das Hochdeutsche, das früher ganz selbstverständlich ihre Medien- und Schriftsprache war, muss noch immer ein Schattendasein fristen. Frauen wie Manon machen der Bevölkerung Mut und motivieren sie, gemeinsam wichtige Anliegen zu verfolgen. Die große neue Einigkeit der Elsässer hat sich unter anderem in der starken Unterstützung von Manon bei diesem Wettbewerb gezeigt.“

 

Porträts der drei weiteren Finalistinnen:

Diana (Ukraine)
Sie ist Ukrainedeutsche und wohnt in Munkatsch/Mukatschewo, einer Stadt im äußersten Westen des Landes. In der Region von Munkatsch, auch als Transkarpatien bekannt, lebt seit rund 300 Jahren eine größere Anzahl von Deutschstämmigen, die man ursprünglich aus Franken holte. Sie besitzen in der Stadt ein eigenes Kulturzentrum, das von Dianas Großmutter gegründet wurde. Diana leitet den preisgekrönten deutschsprachigen Mädchenchor des Zentrums. Er trägt den schönen Namen „Singende Herzen“ und hat schon einige Auslandsauftritte absolviert. Diana versucht nicht nur mit dem Chor die Sprache ihrer Vorfahren am Leben zu erhalten, sondern arbeitet auch noch als Deutschlehrerin. Der Fortbestand des deutschen Kulturzentrums in Munkatsch ist leider gefährdet, da die Besitzverhältnisse ungeklärt sind. Landesweit gesehen bedroht der Krieg die Existenz der deutschen Minderheit insgesamt. Viele der über 30.000 Ukrainedeutschen befinden sich auf der Flucht und in einigen Regionen wurden deutsche Kulturzentren durch Beschuss komplett zerstört.

Irmgard (USA)
Sie ist Gründungsmitglied der „Gesellschaft für zeitgenössische amerikanische Literatur in deutscher Sprache“ und Herausgeberin der einzigen Zeitschrift für deutschsprachige Gegenwartsliteratur in den USA namens „TRANS-LIT2“. Nachdem Irmgard als geborene Schlesierin 1963 von Deutschland in die Vereinigten Staaten auswanderte, studierte sie dort Germanistik. Danach war sie über Jahrzehnte als Universitätsdozentin sowie Professorin für deutsche Sprache und Literatur tätig – zuletzt an der Staatsuniversität Colorado in Fort Collins, wo sie sich noch immer im örtlichen Deutschklub engagiert. Ihre Muttersprache begeistert sie so sehr, dass sie diese nicht nur wissenschaftlich gefördert hat und zig Deutschlehrer ausbildete, sondern in ihrer neuen Heimat noch selbst Lyrik und Prosa auf Deutsch verfasste. Die Sprache Goethes ist in den USA lebendiger als man denkt. Rund 100 deutschsprachige Magazine, Mitteilungsblätter oder Zeitungen erscheinen dort. Darunter befinden sich die älteste Zeitschrift und die älteste Wochenzeitung in deutscher Sprache weltweit. Über 50 Mio. US-Amerikaner sind deutschstämmig. Sie stellen damit die größte ethnische Gruppe des Landes dar – weit vor den Bevölkerungsteilen mit irischen, mexikanischen oder englischen Wurzeln. Etwa 10 Prozent der Deutschamerikaner – zu denen u.a. auch Sandra Bullock, Leonardo DiCaprio und Kirsten Dunst gehören – sprechen oder verstehen noch Deutsch. In den Bundesstaaten Pennsylvania, Ohio oder Indiana hört man Deutsch nicht selten auf den Straßen. Die dort lebenden Amischen, die ursprünglich aus Südwestdeutschland einwanderten, benutzen ihre althergebrachte Muttersprache ganz selbstverständlich im Alltag.

Heidi (Kanada)
Die gebürtige Nürnbergerin lebt seit 1961 in Kanada und ist seit 25 Jahren Moderatorin des deutschsprachigen Senders RADIO HERZ in Waterloo bei Toronto. Der Sender wurde von ihrem Lebenspartner Paul gegründet. Er und Heidi betreiben ihn zusammen mit einer Gruppe engagierter Ehrenamtlicher. Anfangs strahlte man das Programm mit ausschließlich deutscher Musik über Antenne, Kabel und Satellit im Großraum Toronto aus, wo besonders viele Deutschsprachige leben und auch mehrere Städte von Deutschen gegründet wurden. Seit vielen Jahren aber schon sendet man übers Internet, um die über drei Millionen Deutschstämmigen in ganz Kanada erreichen zu können. Die Deutschkanadier sind die drittgrößte Bevölkerungsgruppe des Landes nach den Einwohnern, deren Vorfahren ursprünglich aus Großbritannien und Frankreich kamen. An einigen Orten, wo deutschstämmige Mennoniten konzentriert leben, ist Deutsch bis heute Alltags- und Umgangssprache. Leider ist der Fortbestand des einzigartigen Hörfunkprojektes RADIO HERZ mit Wunschkonzerten, Interviews deutscher Schlagersänger oder Live-Veranstaltungen in deutsch-kanadischen Klubs gefährdet, da Heidi und Paul die Arbeit aus Altersgründen kaum noch stemmen können. Nachfolger werden gesucht.

 

Die Internationale Medienhilfe (IMH) ist das Netzwerk der deutschsprachigen Medien im Ausland. Außerhalb Deutschlands, Österreichs und der Schweiz existieren über 2.000 Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehprogramme auf Deutsch. Sie unterstützen sich innerhalb des Netzwerkes gegenseitig und veranstalten gemeinsame Aktionen wie die Wahl zur „Auslandsdeutschen des Jahres“. Beim ersten Wettbewerbsdurchlauf erhielt eine Ungarndeutsche die meisten Stimmen. Beim zweiten Mal gewann eine Rumäniendeutsche und beim dritten Mal holte eine Namibiadeutsche den Titel. Förderer des besonderen Wettbewerbs ist die Stiftung Deutsche Sprache.

 

 

Einige ausgewählte Medienberichte zum Wettbewerb:

 

Wochenmagazin „stern“ (Deutschland):

 

Tageszeitung „Waterloo Region Record“ für den Großraum Toronto (Kanada):

 

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Deutschland):

 

Tageszeitung „L’Alsace“ aus Mülhausen/Mulhouse (Frankreich):

 

Tageszeitung „Berliner Morgenpost“ (Deutschland):

 

Wochenzeitung „Condor“ (Chile):

 

Wochenzeitung „Wochenblatt.pl“ in Oppeln (Polen):

 

Tägliche „Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien“ in Bukarest (Rumänien):

 

Tageszeitung „General-Anzeiger“ in Bonn (Deutschland):

 

Tageszeitung „Nürnberger Nachrichten“ (Deutschland):

 

Wochenzeitung „Rheinblick“ (Frankreich):

 

Tageszeitung „Westfälische Nachrichten“ (Deutschland):

 

Tageszeitung „Offenburger Tageblatt“ (Deutschland):

 

Tageszeitung „Nordkurier“ (Deutschland):

 

Tageszeitung „DNA-Dernieres Nouvelles d’Alsace“ aus Straßburg (Frankreich):