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Die „Deutsche Brücke“ in Bergen

Die „Deutsche Brücke“ („Tyskebryggen“ auf Norwegisch) ist ein von deutschen Hansekaufleuten im 14. Jahrhundert gegründeter Handelsstützpunkt am Hafen von Bergen. Heute ist die malerische Siedlung aus Holzhäusern ein UNESCO-Weltkulturerbe und die bedeutendste Sehenswürdigkeit der zweitgrößten Stadt Norwegens.

Im Spätmittelalter war die Hanse, die von Lübeck aus kontrolliert wurde, das wichtigste Handels- und Städtenetzwerk Nordeuropas. An vier Orten baute die Hanse größere Auslandsniederlassungen (Kontore) auf. Dazu gehörten Brügge, Nowgorod, London und Bergen. Schon um 1230 kamen die ersten deutschen Kaufleute regelmäßig in die norwegische Stadt am Atlantik. Als 1284 der norwegische König die Privilegien der Hansekaufleute zu beschneiden versuchte, brachen diese die Handelsbeziehungen einfach ab und lieferten kein Getreide mehr. Die daraus resultierende Hungersnot im Lande wurde bald so unerträglich, dass der König nachgeben und den Kaufleuten sogar erweiterte Rechte zugestehen musste. Ab 1350 errichteten die Deutschen in Bergen eine feste Landungsbrücke bzw. einen Hafen mit steinernen Kaianlagen sowie dauerhaften Lager- und Wohnhäusern. Später gründete man auch eine eigene Kirchengemeinde, eine eigene Schule und ein eigenes Hospital.

Zeitweise waren etwa 25% aller Einwohner der Küstenstadt deutschstämmig. Sie dominierten den Handel in Bergen und lebten hauptsächlich davon, Getreide bzw. Getreideprodukte nach Norwegen einzuführen und Fisch auszuführen. Um Brände in dem eng gebauten deutschen Stadtviertel aus Holz zu vermeiden, waren die meisten Häuser und Höfe unbeheizt. Die einzigen Räume mit Kaminen befanden sich in separat stehenden Gebäuden (Schötstuben), wo die Hansekaufleute Versammlungen, Feste oder Gerichtsprozesse abhielten. Bei Treffen und Feiern blieben sie unter sich. Private Kontakte mit Norwegerinnen und Norwegern waren verpönt. Erst 1754 – also nach rund 400 Jahren – konnten Norweger die Regie im hanseatischen Hafen übernehmen. Aber Deutsch wurde dort viele weitere Jahrzehnte lang als Handelssprache genutzt. Deutschsprachige Gottesdienste gibt es sogar bis in die Gegenwart. Die „Deutsche Brücke“ ist das einzige der vier Hansekontore in Nordeuropa, das noch erhalten ist. Wie die Kaufleute früher lebten, können Interessierte heute im Hanseatischen Museum von Bergen sehen und erfahren.

Quelle: IMH-Nachrichtenagentur/Björn Akstinat (Weiterverbreitung nur nach Genehmigung)