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19. Juli 2016
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Französische Sprachpolitik tötet deutschsprachige Minderheiten-Presse

Wer denkt, dass es allein in asiatischen, lateinamerikanischen oder afrikanischen Staaten mangelnde Pressefreiheit gibt, irrt. Auch in Frankreich existieren deutliche Defizite. Die Minderheitenmedien der Elsässer, Bretonen oder Korsen werden systematisch benachteiligt. Ihnen werden Fördergelder vorenthalten, die in anderen EU-Ländern üblich sind.

In Ostfrankreich versuchen staatliche Stellen auch mit verschiedensten Mitteln zu verhindern, dass die über 1 Mio. deutschsprachigen Elsässer rein muttersprachliche Medien publizieren. Bis vor kurzem war dies sogar noch bei Strafe verboten. Insbesondere Sport- und Jugendnachrichten sollen nicht auf Deutsch erscheinen. Das Ziel der Maßnahmen ist klar.

Frankreich erkennt offiziell nicht an, dass es in seinen Grenzen Minderheiten gibt. Deshalb hat die Pariser Zentralregierung auch bis heute nicht die Europäische Minderheitencharta sowie die Europäische Charta der Regionalsprachen ratifiziert. Die Situation der Elsässer ist damit erheblich schlechter als die von deutschsprachigen Minderheiten in Rumänien oder Ungarn.

In den vergangenen Jahren hat die repressive französische Sprachpolitik mehrere Opfer gefordert: Unter anderem mussten dadurch ein regionales Radioprogramm und die letzte weitgehend deutschsprachige Tageszeitung im Elsass aufgeben. Die Auflage der Zeitung ging immer weiter zurück. Kein Wunder! Sie konnte nicht komplett in der Muttersprache der Leser erscheinen. Die Redaktion hatte sich bis zuletzt nicht getraut, auch Sportnachrichten, Jugendseiten oder Familienanzeigen auf Deutsch zu veröffentlichen. So verprellte man gezwungenermaßen neue junge Leser, anstatt sie langsam heranziehen zu können.

Die eingegangene Tageszeitung wurde 1877 unter dem Titel „Straßburger Neueste Nachrichten“ gegründet und erschien zuletzt als deutsche Ausgabe der „DNA-Dernieres Nouvelles d’Alsace“ (Elsässische Neueste Nachrichten). Ihr Tod ist eine kulturelle Tragödie. Die Tragweite dieses Ereignisses wird in Anbetracht der Tatsache deutlich, dass Straßburg die Wiege der deutschsprachigen Presse war. 1605 gründete der Drucker Johann Karolus in der elsässischen Hauptstadt die „Relation“. Es war die erste Zeitung in deutscher Sprache und zugleich die erste Zeitung der Welt.

 

Wer mehr zu deutschsprachigen Medien weltweit erfahren will und für förderungswürdige Publikationen oder Rundfunkprogramme spenden möchte, melde sich hier: info@medienhilfe.org

Über die repressive Medien- und Sprachpolitik Frankreichs berichteten beispielsweise schon die „Riviera-Cote d’Azur-Zeitung“ (Frankreich) und das Medienportal „Newsroom“ (Österreich):
https://www.newsroom.de/news/aktuelle-meldungen/print-7/frankreich-strassburg-verliert-letzte-deutschsprachige-zeitung-712772/